Scroll. Ping. Like. Repeat.
Wir alle tun es. Feeds laufen heiß, Notifications ploppen, Stories verschwinden. Attention wars everywhere. Aber was bleibt, wenn alles dort brennt – und wir selbst kaum noch präsent sind?
Attention is the new Black
Plattformen pumpen unsere Zeit wie Öl aus dem Boden: Je länger wir scrollen, desto mehr Ads, desto mehr Daten, desto mehr Profit. #notsorry.
Doch Aufmerksamkeit ist keine unendliche Ressource; wer zahlt, wenn wir sie achtlos verschwenden – wir selbst, unsere Teams, unsere Kund*innen, unsere Gesellschaft?
Offline FOMO, Online Overload
Meeting, Abendessen, Kund*innenentermin: Wir sind da und doch nicht. Eine Hand am Glas, die andere am Phone. Multitasking oder Mikro-Flucht?
Für Unternehmen bedeutet das konkret: Mitarbeitende ohne Ruhe + Kund*innen ohne Bindung + Teams ohne Fokus. Wir nennen es erweiterte Möglichkeiten, aber oft ist es nur hektische Präsenz mit Logo.
Clickbait kills Content
Nicht nur kapitalistisch orientierte Unternehmen. Auch Purpose Businesses, NGOs, Politik: Wir haben gelernt, auf Reichweite zu optimieren, nicht auf Relevanz. Viral beats vital.
Die Möglichkeit, Menschen auf anderen Wegen zu erreichen, hat sich verschoben. Auf außerhalb unserer Vorstellungskraft. Markenkommunikation wird immer lauter. Aber Reichweite ohne Resonanz bleibt hohl – ein teurer, leerer Wettlauf.
Slow is the new bold
Was wäre, wenn weniger Senden mehr Wirkung hätte?
Ein bewusst gesetzter Post statt zehn generischer Clips + Newsletter statt Push-Spam + Longform statt Reels. Communities, die klein bleiben dürfen.
Slow bedeutet nicht, weniger ambitioniert zu agieren. Es steht in diesem Fall für „gezielter, durchdachter, empathischer.“ Aufmerksamkeit für das, was wirklich relevant ist. Zeit für Kund*innenbindung, Teamkultur, Produkte. Weniger Häppchen, mehr Substanz.
Es zeichnet sich eh bereits ab: Offline-Qualität wird mehr und mehr zum Premiumgut. Präsenz wird wertvoller, weil sie knapp ist. Vertrauen wächst dort, wo die Stimme gehört und nicht übertönt wird.
Attention Ethics – ein ökosoziales Design
Vielleicht brauchen wir keine neuen Tools, sondern neue Regeln; eine Ethik der Aufmerksamkeit.
Wir könnten Aufmerksamkeit wie eine gemeinsame Ressource behandeln – nicht wie ein Spiel, das nur Reichweite kennt. Räume ohne Tracking, Gespräche ohne Screens, Gesellschaft ohne permanente Ablenkung. Utopisch? Noch.
Der wahre Luxus der Zukunft könnte ungeteilte Gegenwart sein. Offline, präsent, kohärent.
Fragen für Unternehmen
- Muss mein Unternehmen rund um die Uhr senden, um relevant zu wirken – oder ist selektive Präsenz wirkungsvoller?
- Wie viel Budget fließt in „Look at me!“-Kampagnen – und wie viel in Produkt, Service, Team?
- Was passiert, wenn Kund*innen nicht gejagt, sondern eingeladen werden?
- Würden weniger Posts, dafür tiefere Inhalte, die Marke langfristig stärken?
- Könnte „offline gut sein“ wieder zum USP werden?
- Wie würde das Team arbeiten, wenn Aufmerksamkeit wie Geld oder Zeit behandelt würde?
- Was passiert in Meetings, wenn alle wirklich anwesend sind?
- Wie fühlt es sich an, wenn die nächste Notification nicht sofort beantwortet wird?