Selfie von Sani im antiwerbeagentur HQ als Beitragsbild fĂĽr den Artikel "6 Monate ohne Meta, und wieso ich noch drauĂźen bleibe"

6 months clean and not looking back

JOMO đź’™

1/2 Jahr ohne Meta – warum ich nicht zurück will (und was das mit Dark Patterns & Attention Wars zu tun hat)

8. August. Sechs Monate ohne Meta. Kein Rückfall. Keine Reue. Kein Detox, kein Drama – ich hatte keinen Bock mehr, Teil von etwas zu sein, das Aufmerksamkeit in eine Währung verwandelt und uns glauben lässt, Sichtbarkeit = Wert.

Ich hab das nicht gemacht, um mehr Zeit für mich zu haben oder endlich mal digital zu entgiften. (zu Gamification von Selfcare-Content siehe weiter unten). Ich war einfach durch damit. Die ganzen Mechaniken, die ewigen Loops, das „hochwertige Inhalte liefern“ und gleichzeitig in einem System bleiben, das nie satt wird. Ich wollte raus, bevor ich anfange, mich selbst in Karussellposts zu zerschneiden.

Ich bin da raus, weil ich das Spiel nicht mehr mitspielen will, solang niemand das Regelbuch umschreibt. Und ja, ich hab’s angekündigt. In meiner Story. In den Feeds. Auf meinen Websites. Nicht dramatisch, aber klar. Wollt nach 6 Monaten Resumee ziehen. And I keep on going.

Denn was auf den ersten Blick wie ein „privater Entschluss“ aussieht, ist in Wahrheit eine politische Entscheidung, die ich nach Jahren im Social-Web getroffen hab – mit offenen Augen. Weil ich gesehen hab, was es mit uns macht.

Mit mir.
Mit meiner Arbeit.
Mit unserer Aufmerksamkeit.

you could’ve had it all (but make it algorithmic)

Meta ist nicht das Internet!!!11!1!!

In der Biografie von Frances Haugen – der Facebook-Whistleblowerin – hab ich gelesen, dass es Gegenden gibt, wo Meta mit dem Internet gleichgesetzt wird. Facebook ist dort das Web. Es ist dort das einzige, was Leute mit „online“ meinen.

Und das hat Methode.

Weil Plattformen wie Meta genau davon leben: Von der Illusion, dass es ohne sie nicht geht – Nicht als Mensch, nicht als Unternehmen.

Ich sag dir was: Läuft auch ohne.

Ich hab nach einem halben Jahr mehr Kontakte, als ich halten kann, mehr Projektanfragen, als ich bearbeiten kann, mehr Klarheit, was davon ich wirklich machen mag. Weil ich meine Energie nicht mehr dem Algorithmus fĂĽttere. Sondern sie dahin lenke, wo auch was zurĂĽckkommt.

Don’t be evil, Baby.

Dark Patterns, Aufmerksamkeitsökonomie und andere Suchtmittel

Schon mal versucht, ein Meta-Konto zu löschen? Also nicht deaktivieren. Löschen. Du bekommst Popups mit traurigen Emojis, mit Freunden, die dich „vermissen werden“, mit Klickfallen und Warnungen. Wenn du überhaupt jemals den richtigen Menüpunkt findest. Das nennt sich Dark Pattern. Es sind manipulative Designentscheidungen, die dich im System halten sollen. Davon schreibt Alexandra Polunin in Don’t be evil. Sie ist Expertin für Social Media freies Marketing und sie begleitet mich schon lang mit dem Gedanken: Ich muss mir das nicht geben.

Die most engaging Buttons.
Der beste Story-Soundtrack (lizenzfrei).
Das Gefühl, permanent „sichtbar“ sein zu müssen, um relevant zu sein (und immer schön alle KPIs optimieren).

Selfcare, aber make it SEO

Selbst Selfcare wird inzwischen gamifiziert: Am besten jetzt wieder NEU (!) als Carousel-Format. Regeneration muss SEO-optimiert sein. Achtsamkeit braucht jetzt ein Branding. NatĂĽrlich mit Hook, CTA und Save-for-later.

Der Algorithmus? Feiert das. Mehr Slides, mehr Time-on-Post. đź’ˇ More Reach.

Ich hab da nicht mehr reingepasst, und ich wollt’s auch nicht mehr versuchen. Ich hab keine Lust mehr, meine Gedanken in Kacheln zu pressen. Kein Bedürfnis, mich permanent mitzuteilen. Und keine Angst mehr, was zu „verpassen“.

JOMO macht viel mehr SpaĂź als FOMO.

ctrl+alt+deluxe

Ich will kein Feed mehr sein

Das hier war keine Flucht, es war eine Entscheidung: Gegen Likes. Gegen Performance. Gegen Always-Ultra-On.
Für echte Gespräche. Echte Projekte. Echte Verbindung. Und dafür braucht’s kein ausgeklügeltes Like-System, sondern Menschen, die sich wirklich sehen wollen. Nicht über DMs, sondern zb bei einem Netzwerktreffen. Bei einem Seminar, einer Fortbildung. Nicht als Reel-Reaction. Sondern im echten Gespräch.

Deshalb wird’s auch fĂĽr die antiwerbeagentur kein Social Media Marketing geben. Ich will mit Leuten arbeiten, die auch keinen Bock mehr haben auf Werbegetöse und Algorithmus-Gehorsam. Die Business nicht als „Growth Funnel“ sehen. Sondern als Möglichkeit, Gesellschaft mitzugestalten. Denn das Web sind wir. Nicht die Devs im Silicon Valley.

I’m not coming back. And that’s a good thing.

8. August. Ein halbes Jahr drauĂźen. Und ich bleib da noch.

Ich hab nie gedacht: „Ich geh jetzt offline fĂĽr immer“. Mich gibt’s noch. Nur nicht mehr in deiner Story-View.

DafĂĽr:
– in meinen fitmitsani Kursen
– bei der antiwerbeagentur
– beim GUTen Netzwerktreffen
– in meinen Blogs
– am Telefon
– oder oafoch irgendwo, wo’s nicht um engagement, sondern Engagement geht (rofl)

Keinen Kontakt mehr haben war nie ein Ziel. Sondern, den Blick für bessere Wege zu öffnen.

Und wenn du grad denkst „boah, same“ – dann weißt du ja, wo du mich findest.

Es geht auch anders.
Versprochen. ✌

Quellen

Zum Weiterlesen & Weiterdenken


Inspirierend: Die Biografie „Die Wahrheit ĂĽber Facebook“ von Frances Haugen – sie zeigt, wie soziale Netzwerke zu globalen Infrastrukturen wurden, die mehr schaden als nĂĽtzen.

https://buchhandel.de/buch/Die-Wahrheit-ueber-Facebook-9783430210836

Es geht auch anders: „Don’t Be Evil“ von Alexandra Polunin. Ein wichtiges Buch ĂĽber Dark Patterns und kapitalistische Plattformlogik. Wer sich fragt, warum „nur mal schnell was posten“ so oft so falsch anfĂĽhlt – hier gibt’s die Antworten und Ideen fĂĽr ein Marketing ohne Maximierungswahn.

https://buchhandel.de/buch/Don-t-be-evil-9783367106264

Hier direkt zu Alex‘ Website: https://www.alexandrapolunin.com/buecher

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