Die Balance zu finden zwischen FÜR ETWAS BRENNEN und SICH AUSBRENNEN ist vermutlich einer der ganz großen Herausforderungen in unserer heutigen Zeit.
Ich selbst habe vor vier Jahren gerade noch so die Kurve gekriegt und bin mir relativ sicher, dass ich auch heute noch nicht ganz auf der sicheren Seite bin, was das Thema Burnout aufgrund von Überlastung betrifft. Ich bin eine Workaholic und ich liebe es, zu arbeiten, aber auch bei mir gibt’s immer wieder diese Zeiten, wo ich merke, dass ich wieder über meine eigenen Grenzen gegangen bin und acht geben darf, dass die Kraft für weitere Projekte erhalten bleibt.
Oft bei meinen Kindern beobachtet: Wird ein Streichholz zu zaghaft angezündet, geht’s aus, bevor die Flamme den Kerzendocht küssen kann.
(Wir brauchen im Dezember immer sehr viele Streichhölzer.)
Und es muss gar nicht dieses große Burnout sein, das dich erwischt. Vielleicht kennst du ja bereits diesen dauerhaften Erschöpfungszustand, während du regelmäßig in oder für die sozialen Medien arbeitest und Content für deine Marke produzierst.
Hier dreht sich das Hamsterrädchen pausenlos und um ehrlich zu sein: Du wirst nie diesen Punkt erreichen, an dem du dir selbst auf die Schulter klopfst und sagst „Hey gut gemacht, du hast da einen Erfolg zu feiern“. So funktioniert dieses System einfach nicht. Eher unwahrscheinlich, dass du das große Feuer zündest, mit dem du effizient alle deiner weiteren Lichter nährst. Es fühlt sich eher an, als verwendest du für jede Kerze ein eigenes Streichholz. Ein. Streichholz. nach. dem. anderen.
Content Creation wird schnell zum Fulltime Job. (Für ein Team)
Nachdem ich selbst einige Jahre lang Social Media Content Creation für diverse Unternehmen gemacht habe, weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn du konsequent an deinen Content denkst. Du gehst ins Bett (also, falls du dir das Schlafen nicht ohnehin schon abgewöhnt hast) und notierst noch schnell, bevor du die Augen schließt, spontane Content Ideen, du wachst auf und checkst zuerst die Engagement Rate. Jedes kleine Schnipselchen, das dir im Alltag auffällt, bietet Stoff für ein neues Posting – du bist also STÄNDIG am Sammeln und Kreieren. Du erlaubst dir keine Pause mehr, weil du das Gefühl hast, minütlich liefern zu müssen. Und immerhin gibt es ja auch so viel Spannendes zu erzählen!
Aber hey: Das ist massiv viel Mental Load, den du da täglich mit dir herum schleppst. Das wird auf Dauer SAUBER ANSTRENGEND!
Und dann bleibt es ja nicht bei der Content Planung. Dazu kommt noch, dass im Sekundentakt neue Tools, Gadgets oder Algorithmen auftauchen, über die du dich informieren musst. Es gibt Probleme mit der Business Suite, es gibt Reels, die du drei Mal erstellst, weil sie deinen Text nie mitspeichern, es gibt Canva oder CapCut, mit denen du dich auseinandersetzen musst und plötzlich findest du dich in einem Arbeitsalltag wieder, in dem du 1000 (im Grunde irrelevante) Dinge bedienst, berücksichtigst und im Fokus behältst, neu lernst und konsequent anpasst. Du machst “nebenbei” die Arbeit, die in manchen Unternehmen von einem vierköpfigen Team erledigt wird. (Sofern du keine Ads schaltest, weil dann bräuchtest du noch eine Vollzeitangestellte mehr)
Eigentlich hattest du doch eine Vision. Dieses eine Projekt, diese Dienstleistung oder das Produkt, mit dem du die Welt verbessern willst und jetzt bist du tagtäglich mit irgendwelchen Bullshit beschäftigt, der überhaupt nichts mit deiner Leidenschaft zu tun hat.
Ja aber, die Sichtbarkeit !!1!11!
Es passiert ganz ganz schnell, dass das Thema, wofür du eigentlich brennst, nicht mehr Inhalt deines Daily Business ist. Du findest dich wieder in einer Bubble, die dir suggeriert, dass Du Dich doch bitte mit ALLEN MÖGLICHKEITEN rund um Online Marketing beschäftigen sollst, weil du die Sichtbarkeit deines Projekts sonst eh gleich in die Tonne treten kannst.
Ich verrate dir was: Du und ich, wir dürfen ein erfolgreiches Business führen, ohne tagtäglich darüber nachdenken zu müssen, was wir posten sollen, wie oft und wo wir posten sollen und was der nächste notwendige Schritt ist, um nicht nur sichtbar zu werden, sondern es auch zu bleiben.
Denn erstens: Es gibt oafoch bessere Kanäle als Instagram und seine Friends, um deine Marke nachhaltig zu stärken. Isso. Punkt.
Und zweitens: Es ist es SO anstrengend, ständig neue Facetten deines Produkts darzustellen! Du hast es nicht nötig, dir jeden Tag auf’s Neue marktschreierische Strategien zu überlegen, um deine Idee unter die Leute zu bringen. Arbeite lieber noch mal an deiner Positionierung, wenn du tatsächlich auf solche Methoden angewiesen bist. Sorry, not sorry.
Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.
Viktor E. Frankl, Neurologe und Psychotherapeut
Seit längerem beschäftige ich mich mit den Alternativen zu Meta & Co.
Vom Ausstieg aus dieser nervtötenden Bubble bis hin zu subversiven Guerilla-Methoden hab ich schon diverse Pläne skizziert. Dabei kreisen meine Gedanken vor allem um eines: Ich bin der Meinung, dass wir als verantwortungsvolle Unternehmer*innen soziale Medien soweit mitgestalten dürfen (oder sogar müssen), um damit langfristig betrachtet wegzukommen von diesem konsumorientierten Bullshit, der uns hier täglich umgibt, hin zu einem sozialen Miteinander.
Soziale Medien sind so stark, weil sie vorgeben, eines unserer Urbedürfnisse zu stillen.
Denn das bildet ja eigentlich den Kern sozialer Medien: Als soziale Wesen ist es eines unserer Urbedürfnisse, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Hier liegt die eigentliche Qualität, die digitale soziale Medien uns bieten: Sie eröffnen Möglichkeiten, dezentral mit anderen Personen interessenbasiert in Kontakt zu kommen. In dieser Hinsicht können deine Social Media Kanäle ein Türöffner sein für Begegnungen mit Menschen, die dein Anliegen teilen. Die Realität der im SUPER HIGHSPEED MODUS aktiven Newsfeedproduktion bewirkt nur leider allzu oft, dass selten Nähe entsteht, die über ein kleines Herzchen oder eine kurze DM hinausgeht.
Im Laufe der Jahre etablierten Soziale Medien schlichtweg die perfiden Methoden klassischen Marketings für sich: Begehren wecken statt Bedürfnis stillen. Zwischenmenschlicher Kontakt als contentstrategisches Ziel? Nicht wirtschaftlich.
Es gibt sie aber. Die Projekte, die nicht aus einem wirtschaftlichem Interesse heraus gegründet wurden. Die idealistisch agieren, die Welt verändern wollen und der Natur oder den Menschen etwas zurückgeben wollen. Also was ist eigentlich mit der Möglichkeit, echte Beziehungen aufzubauen, über regionale Grenzen hinweg, zu Personen, die ähnliche Interessen haben wie wir? Letzten Endes ist es genau dieser Austausch zwischen Menschen, der den Wert einer Initiative bestimmt. (Ja, dein ROI und deine CR zählen, das will ich dir nicht ausreden. Wenn du wirtschaftliche Ziele verfolgst, schau dir gern deine Kennzahlen an.)
Deine MARKE ist nicht das, was du aus deinem virtuellen Schaufenster hinaus brüllst. Echter Impact entsteht vielmehr aus der Beziehung, die Menschen zu deinem Unternehmen aufbauen, ihre emotionale Bindung zu deinen Unternehmenswerten. Du KANNST täglich neue Aspekte deiner Firmenphilosophie raushauen. Du WIRST klarerweise immer neue Menschen erreichen. Einen nachhaltigeren Eindruck allerdings werden die Geschichten machen, die Leute sich GEGENSEITIG über dein Projekt erzählen. Fruchtbar und stressfrei geht es dann, wenn du aufhörst, dauernd zu sprechen und dich für den Dialog öffnest.
Reden ist Silber, Zuhören Gold.
Meiner Meinung nach hast du jetzt mehrere Möglichkeiten (auch kombinierbar) um dich selbst vor’m Social Media Burnout zu retten:
Möglichkeit 1:
Du strampelst dich weiterhin in deinem Social Media Hamsterrad ab, postest wöchentlich drei Beiträge, zwei Reels, 48 Stories und 72 Threads (Weil, die musst du jetzt unbedingt nutzen, zwecks extra Reichweite). Wenn du um 5 aufstehst, meditierst und Zitronenwasser trinkst, täglich journalst und regelmäßig an Workations teilnimmst, kann es gut gehen – hab ich selbst überflogen und geliked.
Möglichkeit 2:
Du machst noch mal einen Schritt zurück. Lass es einen GANZ GROSSEN Schritt sein. Überlegst dir, wieso du als Unternehmen eigentlich mit Social Media angefangen hast und was deine Ziele hier sind. Triffst Maßnahmen, die dir die Content Creation erleichtern. Das kann vom Schreiben eines Redaktionsplan reichen (zeig ich dir) bis hin zum Auslagern deiner Posting-Gestaltung (mach ich dir). Profitiere von cleverem Posting-Upcycling (berate ich dich) oder gib deine Content Creation überhaupt an eine VA ab (frag mich nach dem Kontakt).
Möglichkeit 3:
Du verstehst dich selbst als aktive*r Teilnehmer*in sozialer Medien und nimmst deine Aufgabe, die Plattformen aktiv mitzugestalten, ernst. Entfernst dich vom ständigen Sendemodus, gehst weg von Storytelling hin zu Storylistening. Du hörst zu, was deine Zielgruppe bewegt und machst dich bereit für einen tieferen Dialog. Lässt dich nicht mehr von Metriken dirigieren, sondern gestaltest deine Schritte bewusst mit dem Ziel im Blick: Der interessensbasierte, reale Kontakt zu echten Menschen im Sinne einer nachhaltigen Vernetzung.
Fruchtbare Erstkontakte statt konsumorientiertem Dauerscrollen: Eine meiner Visionen für ein Social Media der Zukunft.
Ich hab’ keine Lust mehr, mich von all den Hustle Methoden beschäftigen zu lassen, die mich in Wahrheit von meinem eigentlichen Business abhalten. Vielmehr möchte ich mich in diesen digitalen Räumen auf die Suche machen. Nach Menschen, in denen eine ähnliche Flamme lodert, wie in mir. Die Perspektive? Gemeinsames Geschichtenerzählen am digitalen Lagerfeuer, aus dem in weiterer Folge loderndes Engagement im echten Leben werden darf.
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