Wenn du mich schon a bissi kennst, weißt du, dass ich als waschechte Ökomutti ganz viel Wert drauf lege, zu reflektieren, woher mein Essen kommt, womit es behandelt wurde und wie es den Menschen geht, die es herstellen.
Da wird es dich nicht überraschen, dass ich es mit Kleidung genau so handhabe. Ich bin es mir einfach wert, mich mit Fasern aus natürlichem Anbau zu bekleiden. Die Haut ist so ein wichtiges und sensibles Organ, no way dass ich da Pestizide und giftige Farbstoffe dran lasse! 🤮
Als Teenie fand ich das ja auch cool: Shoppen beim schwedischen Textildiscounter. 10 Teile für 100 Schilling! Unglaublich! Mit den Jahren entwickelte ich eine Kontaktallergie. An manchen Tagen lag ich mit Übelkeit und Herzrasen zuhause und ich hab viele Jahre gebraucht, bis ich herausfand, woher es kam.
Allergisch auf Fast Fashion
Dabei war es eigentlich offensichtlich: Mein Ausschlag, der mich lange Zeit immer wieder begleitete und zu einer Vielzahl von Beschwerden führte, war am ausgeprägtesten an den Stellen, wo meine Kleidung eng anlag: Am Bauch, wo mein Büroschreibtisch 8 Stunden lang das Shirt gegen die Haut drückte (jaa, ergonomisches Sitzen habe ich auch erst später entdeckt) und an den Unterarmen –dort, wo die Ärmel anlagen. Alleine aus dem Grund ist es mir schon nicht mehr möglich, Fast Fashion zu kaufen. Ich selbst vertrage es schlichtweg nicht mehr und meinen Kindern möchte ich die Erfahrungen, die ich gemacht habe, herzlich gerne Ersparen.
Konventionell angebaute Baumwolle vermeiden macht einfach doppelt Sinn.
Der industrielle, konventionelle Anbau von Baumwolle ist ein fürchterlicher Umweltsünder mit seinem hohen Wasserverbrauch und dem Einsatz von schädlichen Pestiziden und wie eine tickende Zeitbombe für unsere Umwelt und die Gesundheit der Menschen, die mit dem Rohstoff arbeiten. Diese giftigen Chemikalien vergiften nicht nur Böden und Gewässer, sondern führen auch zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen.
Außerdem gelangen die gefährlichen Substanzen unkontrolliert in die Umwelt, sei es durch unsachgemäße Entsorgung oder während des Produktionsprozesses. Das stört das empfindliche Gleichgewicht im Boden stören und schädigt das Bodenleben langfristig.
Was hat meine Kleidung mit dem Bodenleben zu tun?
Mikroorganismen sind die heimlichen Helden des Bodens, sie sorgen für den Abbau von organischen Materialien und versorgen Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen. Der Einsatz giftiger Chemikalien kann diese kleinen Helferlein jedoch schwer schädigen oder sogar vernichten, was zu einer Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und einem gestörten Pflanzenwachstum führt. Auf totem Boden wächst es sich nicht gut. Erosion ist ein großes Problem unserer Zeit, aber dazu amoi an anderer Stelle mehr.
Und nicht nur das! Der Bullshit, mit dem unsere hübschen Jeans gefärbt werden, gelangt dann auch ins Grundwasser und in umliegende Gewässer, was wiederum die Wasserqualität beeinträchtigt und die Lebensräume von Tieren und Pflanzen bedroht.
Du siehst schon: Die Verschmutzung durch giftige Chemikalien aus der Färbeindustrie hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt und gefährdet die Gesundheit von Mensch und Tier. Ich trage die Substanzen dann letzten Endes nicht nur auf der Haut, sie gelangen über Umwege langfristig auch in meinen Körper.
Und dann noch das Thema mit der Menschlichkeit…
So viel ist klar: Egal ob vom Discounter oder vom Premium-Label: Konventionell angebaute Baumwolle hat einen immensen negativen Impact auf uns alle.
Und dann leisten die Fast Fashion-Ketten mit ihrer unethischen Herstellung und ihrem fragwürdigen Marketing einen weiteren Beitrag in Richtung Dystopie. Allen Greenwashing-Bemühungen zum trotz: Ausbeutung von Arbeitenden, miserable Herstellungsbedingungen und niedrige Löhne sind nur die Spitze des Eisbergs. Die schnelle Produktion und der ständige Druck auf neue Kollektionen führen zu einem massiven Ressourcenraub und Materialverschwendung. Das Ziel? Profit. Kurzfristiger Erfolg ohne Rücksicht auf den langfristigen Impact. Geiz ist leider immer noch für viele geil.
Ja eh. Initiativen wie „better cotton“ wollen Konsument*innen versprechen, dass hier Verbesserungen vorangetrieben werden. Setzt man sich eingehender mit dieser Art von „Siegel“ auseinander, wird schnell klar, wie inkonsistent diese „Bemühungen“ sind. Du ahnst es schon: Industriell gezüchtete, konventionell angebaute Baumwolle. A bissl ressourcenschonender als bisher. Und das ist einfach so richtig weit weg von sinnvoll! Davon haben letzten Endes auch die Arbeiter*innen nicht viel, die täglich in Kontakt mit den Stoffen sind. Obwohl die Baumwollfarmen hier zumindest von einem besseren Lebensstandard profitieren. Kurzfristig betrachtet zumindest.
Sag doch mal: Weißt du, woher deine Kleidung kommt?
Mode ist für viele ein Wegwerfartikel geworden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das neue Leiberl ist so schön, ich brauch Platz im Schrank! Doch: Mit verheerenden Auswirkungen auf unsere Zukunft, geprägt durch übermäßigen Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung, und soziale Ungerechtigkeit.
Halte doch vielleicht kurz inne und frag dich „Was ist in meiner Kleidung?“ – weißt du, wo sie produziert wurde, unter welchen Bedingungen der Rohstoff angebaut worden ist, wie gefärbt und genäht wurde? Fühlt sich richtig an? Super! Und selbst, wenn dir dein Körper keine bessere Qualität wert ist: der Einsatz von Chemikalien hat vor allem großen Impact auf unsere Umwelt: beim Anbau natürlicher Rohstoffe, beim Wegwaschen von Chemikalien, Färbemittel und Mikroplastik, bei der Gewinnung von Wolle oder anderen Materialien tierischen Ursprungs.
Indem du dich für nachhaltige Mode entscheidest und dich über die Herkunft deiner Kleidung informierst, wirst du handlungskompetent. Jeder Kauf zählt – also wähle mit Bedacht und unterstütze Marken, die auf ethische Praktiken setzen.
Ich setze mich für eine enkeltaugliche Zukunft ein, die auf Nachhaltigkeit, Respekt vor der Natur und sozialer Gerechtigkeit basiert. Weil ich will, dass meine Kinder eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben. Dazu braucht es kleine und große Entscheidungen. Jeden Tag.
Und die, was ich anziehe, gehört nun wirklich zu den allerkleinsten. Findest du nicht auch?
Shirt: @gary.mash von @mawasi / Hose: @enfantterrible_de von @rindenkind / Schuhe: @wildling.shoes